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Sternecoach Thomas Knopf im Interview (3.11.2010)
Thomas Knopf, mittlerweile in seinem zehnten Jahr beim RSL, steht momentan im Rampenlicht mit seiner Elf. Der 45jährige gibt im Mittwochsinterview Einblick in seine alltägliche Arbeit, Probleme mit Spielern und kulinarische Gepflogenheiten.

> (stb) Herr Knopf, Gratulation zum aktuellen Tabellenplatz. Von oben grüßt es sich bekanntlich besonders gut – darf das A-Wort von Ihren Spielern schon offiziell in den Mund genommen werden? Und: Wo steht der Verein am 19. Juni 2011 um 16:45?

Die Erste „steht“ hoffentlich immer noch und an diesem Tag in Dölitz abgekämpft vom hoffentlich erfolgreichen letzten Saisonspiel auf dem Platz…

Na klar kann vom Aufstieg gesprochen werden, das Problem der vergangen Jahre war ja selten, dass es klar bessere Teams in den jeweiligen Ligen gab, sondern unsere mangelnde Konstanz. In der jetzigen Saison fällt mir auch kein Team ein vor dem wir uns verstecken müssten, also warum nicht träumen? Zumal der Traum nicht unrealistisch ist. War er im letzten Jahr schon nicht…




Haben derzeit gut lachen: Trainer und Spieler

> Herr Knopf, was in dieser Saison besonders auffällt ist der breite Kader: das Team scheint auf jeder Position doppelt (gut) besetzt. Auch ein Grund für die beeindruckende Serie?

Ich bin mal ehrlich, ich war im Sommer total pessimistisch. Das war doch nach dem Saisonverlauf und den vielen Abgängen im Sommer inklusive zwei Langzeitverletzten gar nicht zu erwarten. Als dann auch noch der einzig wirklich fitte Spieler Steve ausfiel, trug das auch nicht gerade zum Sinneswandel bei. Denn sooo breit war und ist der Kader nicht. Aber ich denke, wir sind vor allem als Team zusammen gewachsen. Klingt abgedroschen, ist aber so. Beeindruckend ist vor allem die reibungslose Integration unserer alten „Neuen“ aus der zweiten Mannschaft (Tille, Tim und Tobber). Auch bei Matze scheint der Knoten geplatzt und Strotze hat nach einer für Ihn enttäuschenden Vorsaison seinen x-ten Frühling und nimmt mir gewisse Dosierungen (hoffentlich) nicht übel. Natürlich könnte ich noch mehr Leute namentlich anführen, aber bei einigen sollte ich mit Lob haushalten… Fakt ist, dass sind für mich eigentlich die kleinen, aber sportlich entscheidenden Punkte. Dass Rudi Seufert einschlägt, hatte ich erwartet. Nicht umsonst ist es der erste Spieler eines andren Vereins, den ich in meinen 10 Jahren RSL aktiv angesprochen und beworben und mich sogar mit ihm„konspirativ„ getroffen habe... Dass er dann auch noch menschlich so passt, ist einfach ein Glücksumstand.

Zum weiteren Glück hatte sich dann auch bis zum Wochenende keiner weiter verletzt und (bis auf Ausnahmen) haben die meisten Jungs es einrichten können Ihrem Hobby Fußball an den Spieltagen Priorität vor anderen schönen Dingen des Lebens zu geben. Das war bisher auch nicht immer der Fall. Wobei natürlich immer Dinge wie Arbeit, Schule, Studium, Familie etc Vorrang haben. Ich kann ja nur hoffen es bleibt so, gezwungen oder sanktioniert wird natürlich niemand (leider…). Ich denke aber, dass sind wir unseren Mitspielern und vor allem Fans auch schuldig.

Und gerade diese Fans sind im Übrigen der Motivator und Garant für unseren derzeitigen Höhenflug. Ich persönlich bin jedes Mal von dieser einmaligen Unterstützung schwer angetan und hoffe, dass wir das auch entsprechend zurückgeben.

> Herr Knopf, Sie gehen des Öfteren mit Ihren Spielen ein Bierchen trinken und spendieren auch hin und wieder die ein oder andere Runde. Auf der anderen Seite findet sich ein Spieler bei Nichtgehorsam schnell auf der Bank oder der Tribüne wieder. Ähnlich wie bei Bismarck: Zuckerbrot und Peitsche. Richtig?





Ist das so? Also Ersteres stimmt. Zweiteres wäre manchmal angebracht, aber ist natürlich Käse. Wenn ich den rausbekomme, der das erzählt hat, den verbanne ich direkt auf die Tribüne oder in die Dritte.

> Herr Knopf, ein anderer Thomas enttäuscht derzeit bei Red Bull Leipzig ganz gewaltig (Thomas Oral, Trainer). Angenommen morgen klingelt das Telefon, stünden Sie zur Verfügung?

Das wird zwar nie passieren, aber wenn, dann hätte ich gern Soldo beerbt.

Nein mal im Ernst: In die Rolle eines“ Trainers“ bin ich ja nur gerutscht, weil ich damals dachte: Mach Deine Knochen nicht noch mehr kaputt. Aber nach knapp 30 Jahren wollte ich nicht ganz weg von meinem Lieblingssport.

Fußball ist ein tolles Hobby, aber ansonsten für mich inzwischen komplett überbewertet und auch die meisten der gebotenen Leistungen sinnlos überbezahlt (leider). Und das geht ja, was ich viel schlimmer finde, bis in untere (unsere) Ligen. Und wenn ich mich dann mal ernsthaft äußere, komme ich mir manchmal vor wie der Rufer in der Wüste oder ein Exot. Naja, was soll´s, muss halt jeder für sich entscheiden wem er was und warum in den A… bläst.

Im Übrigen ein ganz entscheidender Grund, warum ich damals hier gelandet bin: Ohne Kohle zu bekommen kann ich, muss aber nicht, mach es aber trotzdem UND gern .

Gerade RB zeigt ja nun sehr deutlich, dass es ja eigentlich nicht mehr um Fußball geht. Aber das ist doch im „richtigen (bezahlten) Fußball“ nun mal so, daher finde ich es als Projekt spannend und denke Herr Oral wird dann im Fall des Falles nun auch nicht gerade vor REWE anzutreffen sein...

> Herr Knopf, jeder Trainer hat so seine Prinzipien. Kontrollieren Sie das Privatleben der Spieler? Dürfen die Spieler am Vorabend eines Punktspieles ausgehen? Genehmigen Sie ein Schnäpschen? Und: Ist Sex am Vorabend erlaubt?

Erstens bin ich ja in der Regel auch „unterwegs“ und so begegnet man sich gelegentlich in verschiedenen Lokalitäten und auch Zuständen, auch an Vorabenden von Spielen. Allerdings gibt es schon einen Unterschied: Ich muss am nächsten Tag nicht 90 Minuten rum rennen! Also appelliere ich z. Zt. an die Vernunft jedes Einzelnen sich vielleicht die anderen Tage der Woche auszusuchen um richtig Party zu machen und nicht gerade die Nacht vor dem Spiel, da finde ich die Alternative Sex schon wesentlich sinnvoller (und schöner). Und von unseren 1-2 mal Training ist natürlich niemand so fit um das auf Dauer zu kompensieren . Und wenn dann doch mal einer „durchgezogen“ hat, erwarte ich, dass er sich wenigstens im Spiel so zusammenreißt und kämpft , dass man es nicht gleich merkt. Ein bisschen knurrig wäre ich dann nämlich schon. Nach einem hoffentlich guten Spiel kann er sich ja dann gern feiern lassen, mich zutexten und mir die Stationen seiner Zechtourausführlich schildern. Aber die Zeiten, wo ich bei der Mannschaftssitzung die Fenster zum Durchlüften öffnen musste, sind tatsächlich vorbei.

> Herr Knopf, was gibt’s es heute Abend bei Ihnen zum Abendbrot?

Wenn ich es schaffe gibt es lecker überbackenen Käse mit Soße nach Geheimrezept in der Gaststätte“ Frau Krause“.

> Herr Knopf, am Wochenende gastiert der Rote Stern bei Rotation 1950. Die rotieren seit 60 Jahren, sind also eine eingespielte Truppe. Wie geht’s aus? Was darf an Getränken mitgebracht werden – Sekt oder Selters?

Sterni (=Sekt) und ich hoffe das schmeckt dann doppelt gut.

> Herr Knopf, Spieler Baumann galt lange Zeit als abgetaucht und verschollen (Disko, Drogen, Rotlichtmilieu). Fälle wie dieser zeigen: als Trainer muss man heutzutage auch Psychologe sein. Schafft es „Bum-Bum-Baumenn? Gibt’s demnächst sein Comeback, können wir seine Auferstehung feiern? Wieviel Zeit braucht er, wie viel Zeit brauchen Sie noch?

Naja, eigentlich sage ich immer: Ich bin nicht Eure Amme und muss mich deswegen manchmal ob meiner fehlenden Feinfühligkeit kritisieren lassen. Natürlich meist zu unrecht!

Bum-Bum ist ein Musterpflegefall und ein Wahnsinnstyp und war ja immerhin am Wochenende schon mal mit dabei. Da habe ich auch gleich festgestellt, was mir lange gefehlt hatte: Feinsinnige Wortakrobatik. Also mit Ihm auf der Trainerbank wird es nie langweilige. Und er fragt sogar als Wechselspieler, ob auf der Bank geraucht werden darf. Da merkt man, gute Kinderstube und eine andere Fußballergeneration. Daher sind für ihn diese neuartigen fremden Verlockungen sicher auch ganz schwer einzuschätzen.

Da sollten natürlich nicht nur ich, sondern wir alle ihm den rechten Weg weisen und dann wird es auch sehr kurzfristig was mit dem Comeback. Hier denke ich: Alles wird gut.

> Letzte Frage, Herr Knopf: Ihre Spieler erzählen immer wieder fasziniert von Ihren fußballerischen Fähigkeiten. Wenn es verletzungstechnisch ganz eng wird: würden Sie Ihre Töppen noch einmal für die Erste schnüren? Könnten Sie noch mithalten?

Na ich denke die wollen sich nur bei mir einschleimen und sind gar nicht davon überzeugt, außer unser Star-Torhüter, der wettet sicher nicht noch mal mit mir ob er von 3 Schüssen einen Ball hält…Na ich hoffe nicht, dass ich mal vor diese Situation gestellt werde „auszuhelfen“. Ich glaube es gibt dann im hohen Alter doch noch Unterschiede zwischen Theorie und Praxis, aber als ruhender Pol könnte ich sicher noch mal für 5 Minuten auflaufen. Da sollte es dann aber möglichst um nix mehr gehen, sonst werden meine alten Fussballergeschichten wirklich noch ins Reich der Märchen verschoben.




August 2002

Herr Knopf, wir bedanken uns für das Interview. Noch 7 Wochen bis zum Heiligen Abend, Ihnen und Ihrer Familie schon mal ein gesegnetes Weihnachtsfest.

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