Wir schlager Euch alle!
Heftig wie ein Orkan, zerstörerisch wie ein Erdbeben
aber immerhin mit Vorwarnung so brach sie über uns herein,
lähmte für eine kurze Nacht den ganzen Leipziger Süden.
Die erste Connewitzer Schlagernacht versprach anspruchsvollste Unterhaltungskunst,
kulturelle Kraftakte auf höchstem Niveau. Wenn bspw. Leute sich bereits
im Voraus für den nächten Tag bei ihrem Arbeitgeber abmelden,
dann verspricht das einiges.
Die Organisationscrew hatte mal wieder keine Kosten und
Mühen gescheut, für diesen denkwürdigen Abend (fast) alles
zu verpflichten, was in dieser Stadt so Rang und Namen besitzt. Als besonderes
Bonbon ward es sogar gelungen extra zu diesem Anlaß die allseits
beliebten Marianne und Michael einfliegen zu lassen, die es sich nicht
nehmen lassen wollten, durch diesen denkwürdigen Abend zu führen.
Den musikalischen Reigen eröffneten dann die Brachialmusiker
der L.E. DODGERS, um ihren toughen Frontman Kurt Voigt. Mit dem wirklich
perfekt interpretierten Hier kommt Kurt ist den Jungs vielleicht
der Hit des Abends gelungen, Stunden später hätten mit Sicherheit
dutzende weitere Kurte völlig sturz die Bühne geentert, doch
die Rolle des Operners ist eine undankbare. Wenigstens hatten die Dodgers
das Motto dieses Abends völlig richtig erkannt und ließen es
konsequenter Weise auch in ihrem Set nicht missen: Karl Dalls Lebensmaxime
Heute schütte ich mich zu hat seit unserm letzten Vereinsfest
schon so manchen Abend an diversen Tresen erst zum eskalieren gebracht.
Die nächsten, die sich vorgenommen hatten, sich möglichst heftig
zum Affen zu machen, waren KHMER. Nun, dies ist ihnen mit Sicherheit gelungen,
sie schlumpften so zu sagen groß auf und mit der Forderung nach
ein bisschen Frieden kann man dieser Tage ja auch nicht viel
falsch machen. Mittlerweile deutete sich im Publikum bereits eine erschreckende
Textfestigkeit an, was später noch ausarten sollte. Eine stadtbekannte
Volleyballikone versuchte vergebens sich ins Rampenlicht zu drängen,
indem sie einen Teil der liebevoll hergerichteten Biertischgarnitur vorzeitig
abbaute.
Der nächste Act sollte das Publikum in zwei Lager spalten,
tiefe Gräben ziehen, die erst Biere später wieder überschritten
werden konnten. LAST STATION fielen nämlich etwas aus der Reihe,
waren sie zu faul gewesen dem eigentlichen Ansinn dieses Abends gerecht
zu werden und spielten ihr eigenes Set. Doch ist in diesem speziellen
Falle m.M.n. mit Milde zu walten, da sich die Band a) extra und ausschließlich
für diesen Abend selbst reanimierte, b) es ihnen auch so nicht gelingen
konnte, das Niveau der Veranstaltung entscheident zu heben und c) Thorsten
K. on Stage eh über allem steht. Natürlich ließ sich Kräußchen
auch nicht durch irgendwelche aufhören! Zwischenrufe
provozieren, manche Krümel begreifen einfach nicht, daß sie
zu schweigen haben, wenn der Kuchen rockt. Vor der Bühne gelang es
uns Krause-Fans dann den Pöbel abzudrängen und den Meister schwer
zu feiern. Ehre wem Ehre gebührt!
Anschließend erklomm dann WOLFGANG PETRY die Bühne,
übrigens in Begleitung von Wolfgang Petry und Wolfgang Petry. Mir
persönlich gefiel der am Bass am besten! Und was soll ich schreiben?!
Die drei konnten mit ihrer rauen Ruhrpottmentalität an diesem Abend
natürlich nur gewinnen. Im krassen Gegensatz zu den Wolles stand
die folgende Darbietung: de PAPST´N feat. de la Croy zauberte definitiv
das Kleinod des Abends auf die Bühne, verwöhnte das andächtig
lauschende Publikum und bewies am lebendigen Leibe, daß sich eine
rofessionell angelernte Engelsstimme nicht so einfach wegsaufen läßt.
Die letzten auf dem Plan waren die allseits bekannten WARP
NOIN und BACKSEATS, die den Pöbel vor der Bühne vereinen und
zu teils ekstatischen Ausbrüchen animieren konnten. Die meisten waren
sicher nur noch begrenzt aufnahmefähig, auch ich kann jetzt im nachhinein
nicht mehr jede Kleinigkeit, wie in etwa diverse Gastauftritte auf der
Bühne, der jeweiligen Situation zuordnen.
Dann schlossen Marianne und Michael sichtlich gezeichnet
Connewitz´ 1. Schlagernacht, womit der Abend natürlich noch
nicht sein Ende gefunden hatte, denn Hans d. J. forderte nun vom D.J.-Pult
aus die tanzwütige Meute. Insgesamt war es auf jeden Fall ein großer
Abend. Kritik an der Art der Veranstaltung (Niveaukeule??), lustigerweise
von Leuten teilweise während des eigenen Mitfeierns geäußert,
wird sich sicher angenommen, aber, um es mal leicht provokant auszudrücken,
der Rote Stern gibt euch nur das was ihr wollt (und ganz offensichtlich
braucht). Dann wäre da noch was unerfreuliches, das ich nicht vergessen
möchte: Irgendwann zwischen 5- und 6 Uhr früh hat sich irgendein
ganz witziger Zeitgenosse erdreistet, zwei Bassgitarren aus dem Backstageraum
zu klauen. Dir Arschloch sei gesagt, daß die Instrumente von ihren
Eigentümern definitiv wieder erkannt würden, auch wenn du dir
die Mühe machst, daran rumzulackieren oder sonst was. Also laß´uns
die Dinger einfach anonym zu kommen, denn wenn du erwischt werden solltest,
gibt es erst auf die Fresse, dann auf die Fresse und letztlich auf die
Fresse.
Manager
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