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Stern Roter Stern
Mondiali Antirazzisti (31.5.1999)
In Italien findet die 3. Antirassistsiche Weltmeisterschaft statt. Das erste offizielle Turnier des Roten Stern. Der Rote Stern kann zwar den Meistertitel nicht holen, erringt aber mit Team 1 und Team 2 den 3. und 4. Platz. Eine Erfolgsstory, wie die meisten befinden. Knapp am Weltmeistertitel vorbeigeschrammt, was soll uns da noch in der 3. Kreisklasse aufhalten.

Cee Ieh 57, Juli 1999 Rote Sterne leuchten - Zur AntiRa-Fußball-WM

Vom 23. bis 25. Juli fand in Montefiorino (Italien) die mittlerweile 3. antirassistische Weltmeisterschaft in der Disziplin Fußball statt. Aus Leipzig beteiligte sich eine Abordnung des neu gegründeten Vereins "Roter Stern Leipzig". Hier nun der Bericht von Triumphen und Niederlagen, von Freude und Trauer, von brasilianischem Ballzauber und massiven Abwehrschlachten und natürlich von den Hürden moderner Rauschmittel. 1997 wurde von antifaschistischen Fußballfans des FC Bologna die Idee einer internationalen Fußball-WM antirassistischer Fußballfans geboren und in die Tat umgesetzt. Im mittlerweile dritten Jahr meldeten sich über 30 Teams für das größte Spektakel - nach der offiziellen Weltmeisterschaft der FIFA - an. Teams aus Frankreich (Bordeaux), Moldawien, Senegal, Somalia, Innsbruck und natürlich Italien waren für das diesjährige Event gemeldet. Aus Deutschland versuchten je eine Abordnung des Bündnis aktiver Fußballfans (BAFF) und der Antifaschistische Aktion Bundesweite Organisation (AA/BO) (Göttingen und Berlin) den rot leuchtenden Sternen aus Leipzig den Rang abzulaufen. Daß diese Versuche mehr als kläglich scheitern sollten, zeigt der weitere Verlauf. Insgesamt 12 Aktive und 2 begeisterte Fans aus Leipzig traten den Weg in den sonnigen Süden an. Daß dies mit diversen Pannen begleitet war, muss kaum erwähnt werden. Einer (typisch Zonen-Proll) vermutete in Italien Temperaturen ab 30deg.C und hatte sich vorsichtshalber, falls es etwas kälter werden sollte, eine kurze Hose und T-Shirts eingesteckt. In den Alpen, bei einem 3-stündigen Aufenthalt war die Überraschung nicht klein, daß die Temperaturen durchaus auch unter 10deg.C fallen können. Auch daß der Tank eines VW-Passat auf den 1.000 Kilometern nach Montefiorino nachgetankt werden mußte, war nicht allen klar. Das sorgte bei dem diensthaben den Fahrer für Überraschung und für oben erwähnten 3-stündigen Aufenthalt im Gebirge vor den Toren des idyllischen Örtchens Garmisch-Patenkirchen. Neben der uhrzeitbedingten (3 Uhr früh) Enttäuschung ob der allgemeinen Öffnungzeiten der einheimischen Tankstellen (6 Uhr früh), trat fassungsloses Kopfschütteln hinzu, als man in Erfahrung brachte, daß der Verkauf von Bier und ähnliches an Tankstellen außerhalb der allgemeinen Öffnungszeiten der örtlichen Geschäfte nicht erlaubt ist. Nur weg! Daß es uns gelang, als fast einziges auswärtiges Team pünktlich zu sein, hätte den Leipziger Staffelleiter, wäre er anwesend gewesen, sicherlich stolz gemacht. Aus organisatorischen Gründen (vielleicht auch taktische, um unsere Kräfte zu spalten?) trat Roter Stern Leipzig mit 2 Teams an. In der Endkonsequenz bedeutete dies, daß keine Auswechsler vorhanden waren und das Turnier von allen Spielern durchgespielt werden musste. Das Turnier war von einem sehr hohen Niveau geprägt, wie man es für eine Weltmeisterschaft durchaus erwarten durfte. Die Warnungen prominenter Eiskeller-Größen, daß dort auf höchstem Niveau gespielt werden würde, können von dieser Stelle nur noch einmal eindringlich bestätigt werden. Die Teams kamen tatsächlich aus vielen Teilen Europas. Das wohl stärkste Team des Turniers und gleichzeitiger Titelverteidiger, Somalia, kam aus dem tiefen Schottland in das nördliche Italien, immerhin ca. 2.000 Kilometer. Weiterhin gab es viele italienische Teams, solche Teams wie Africa Uniteds oder Team for Peace in Kosovo und viele andere.

Während das spielerische Niveau sehr hoch war, wurde dem ein sehr niedriges SchiedsrichterInnen-Niveau zum Ausgleich entgegengehalten. Regeln, die aufgestellt wurden, mussten den Schiris, die zumeist nicht einmal Englisch konnten, meistens während des Spiels erklärt werden. Auch mit dem Zählen der Tore hatten so einige ihre Probleme. Aber glücklicherweise gab es immer völlig unparteiische Fans, die den jeweiligen SchiedsrichterInnen die aktuellen Spielstände steckten, auf zwei oder drei Tore kam es dann meistens nicht an. Neben dem Turnier gab es natürlich auch weitere Begebenheiten, wobei ein Freundschaftsspiel mit und gegen die AA/BO wohl zu den Höhepunkten zählte. 2 Spieler vom Roten Stern wurden in die T-Shirts mit dem allseits bekannten Logo gezwängt, Beweisphotos konnten jedoch verhindert werden. Als diese Spieler jedoch alle ideologischen Zweifel überwanden und ihr Bestes gaben, wurde es stark politisch. Fast jeder Trick wurde mit Rufen wie "Leipzig in die AA/BO" der umstehenden Fans quittiert. Mehrere Konzerte und sehr viel Alkohol forderten ebenfalls ihren Tribut, so daß körperliche Fitness am Ende des Turniers nur noch als abstrakte Erscheinung in den Köpfen der Beteiligten geisterte, nicht jedoch als Tatsache in den Körpern. Die Ergebnisse einer solch prekären Konstellation dürften jedoch allseits bekannt sein, also zurück zum Fußball. Nach der Vorrunde zogen beide Teams von Roter Stern mit einer bzw. keiner Niederlage in das Viertelfinale ein. Dort gelang dem zweiten Team dann die erste großen Sensation des Turniers. In einem aufregenden und sehr guten Spiel wurde der amtierende Weltmeister Somalia besiegt. Im zweiten Viertelfinalspiel Innsbruck-Roter Stern kam es fast zum Eklat. Grund war ein Zweikampf im Strafraum von Innsbruck, in dessem Verlauf die Hose des Torhüters am Knie aufriß. Die folgenden Szenen waren unbeschreiblich. Der Torhüter sah aus, als wollte er das gesamte gegnerische Team in die ewigen Jagdgründe schicken. "Mei Kappa-Hos. Die ham mei Kappa-Hos zerstört" waren die einzigen Worte, die in den nächsten Minuten, mal hysterisch herausgeschrien, mal weinerlich-ängstlich gewimmert, aus dem Munde des Hüters zu vernehmen waren. Glücklichen Umständen ist es zu verdanken, daß die Partie zu Ende geführt werden konnte. Manche eine sah schon das gesamte Turnier scheitern, zumal sich nun auch noch die AA/BO warm machte. Die Partie endete mit einem Sieg von Roter Stern. In den übrigen Partien setzten sich Moldawien und Forum (ein Team von afrikanischen Immigranten) durch. Im Halbfinale war schließlich Schluß für beide Teams von Roter Stern Leipzig. Das Finale bestritten Forum gegen Moldawien. Moldawien unterlag schließlich in einem sehr müden Spiel. Somit endete die Weltmeisterschaft mit den Plazierungen: 1. Forum, 2. Moldawien und 3. Roter Stern Leipzig. Für Roter Stern bedeutet das nun den ersten Pokal, der für Interessierte ab sofort in den Vereinsräumen im Conne Island zu besichtigen ist. Nächstes Jahr, das dürfte klar sein, kommen wir wieder. Und diesmal holen wir den Pott.

olaf

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